Wärmewende: Die richtige Lösung bei der Heizungs- modernisierung

Angesichts der Energieversorgungslage, den gestiegenen Energiekosten und dem fortschreitenden Klimawandel ist das Thema Energie derzeit so präsent wie lange nicht mehr. Auf Bundes- und EU-Ebene werden die Rahmenbedingungen zur Energiewende in Gesetze, Richtlinien und Verordnungen gegossen.
Text Ute Linsbauer

Insbesondere steht dabei auch der Wärmemarkt im Fokus. Bei der Wärmewende favorisiert die Bundesregierung bisher vor allem Wärmepumpen oder den Anschluss an ein Wärmenetz. Zudem beabsichtigt die Berliner Ampelkoalition, dass ab 2024 jede neu eingbaute Heizung zu mindestens 65 Prozent duch erneuerbare Energien unterstützt werden soll - der Gesetzesentwurf hierzu soll voraussichtlich diesen März vorgelegt werden.

Doch welche Lösung gibt es für die gut fünf Millionen Öl -  und über 13 Millionen Gasheizungen in Bestandsgebäuden? Sollte man als Immobilienbesitzer jetzt Geld in die Hand nehmen und das eigene Heizsystem modernisieren lassen? Lohnt sich der Einbezug von erneuerbaren Energien in ein bestehendes System? Gibt es Alternativen, wenn kein Wärmenetzanschluss vorhanden ist, oder die Voraussetzungen für eine Wärmepumpe im Gebäude nicht optimal sind?

Darüber haben wir mit Manuel Haag gesprochen. Er ist Leiter des Produktmanagements bei Präg. Der Ingenieur für Energietechnik ist Experte auf dem Gebiet der Heizungsoptimierung. Ein denkmalgeschütztes Gebäude braucht eine andere Lösung als ein Miethaus aus den 60er-Jahren, auf dem Land ist die Situation anders als in der Stadt.

 

Manuel Haag, Leiter Produktmanagement Präg

„Bei jeder Kilowattstunde, die ich nicht brauche, muss ich mir keine Sorgen machen, wo sie herkommt und was sie kostet."

HERR HAAG, UNTERNIMMT DER GESETZGEBER DIE RICHTIGEN SCHRITTE FÜR EINE RASCHE WÄRMEWENDE?

Die Bundesregierung legt den Fokus bei Förderungen für energieeffiziente Gebäude verstärkt auf den Bestand und fördert Privathaushalte, die auf erneuerbare Energien umstellen wollen. Das ist gut und wichtig. Generell legt sich der Gesetzgeber stark auf Wärmepumpen und Wärmenetze fest. Beide Technologien bringen die Wärmewende voran, sind aber nicht überall sinnvoll umsetzbar. Bei Präg verfolgen wir deshalb einen technologieoffenen Ansatz. Wir schauen uns immer die Gegebenheiten vor Ort an.

LASSEN SICH ÜBERHAUPT ALLE BESTEHENDEN GEBÄUDE AUF EINE ANDERE HEIZUNGSART UMSTELLEN?

Gerade im ländlichen Bereich ist es häufig nicht möglich, das Eigenheim an ein Wärmenetz anschließen zu lassen. Die Vorteile von Wärmepumpen liegen auf der Hand, doch sollten Gebäude dafür gewisse Voraussetzungen mitbringen. Denn Wärmepumpen sollten die Quellentemperaturen so wenig wie möglich anheben müssen. Die Voraussetzungen dafür sind eine gute Dämmung und idealerweise eine Flächen- oder Fußbodenheizung – beides liegt in einem Altbau für gewöhnlich nicht vor. Dann muss man im Winter von Minusgraden auf etwa 60 Grad Vorlauf gehen. Das ist ein riesiger Temperaturhub, der entsprechend Strom verbraucht. Das rechnet sich oft nicht. Deshalb muss man sich jedes Gebäude genau anschauen und erst dann entscheiden, welche Maßnahmen zielführend sind.

MACHT ES MIT DEM VORHERRSCHENDEN HANDWERKERMANGEL UND DER MATERIALKNAPPHEIT ÜBERHAUPT SINN, JETZT AKTIV WERDEN?

Was Heizungsanlagen angeht, haben wir seit fast einem Jahrzehnt einen Sanierungsstau. Durch die Krise hat sich die Nachfrage erhöht. Das bekommt man schlecht abgearbeitet. Handwerker haben Wartezeiten von mindestens sechs Monaten, vom Materialmangel einmal abgesehen. Handwerker können anfangs oft auch keinen Preis nennen. Dieses Problem wird uns noch einige Jahre begleiten. Deshalb rate ich dazu, sich jetzt einen Sanierungsfahrplan erstellen zu lassen. Er legt individuell auf das Gebäude zugeschnittene Maßnahmen fest, die den Energieverbrauch reduzieren und die vorhandenen Systeme effizienter machen. Er beschreibt, welche Systeme modernisiert, ausgetauscht oder neu hinzugeschaltet werden können, um den Verbrauch von fossilen Energieträgern zu verringern. Der Sanierungsfahrplan ist zeitlich unabhängig und legt die Schritte fest, die nacheinander kommen. Damit kann man planen.

WELCHE MÖGLICHKEITEN GIBT ES FÜR EIN GEBÄUDE MIT ÖL- UND GASHEIZUNG?

Prinzipiell sollte man auch beim Heizen mit Öl oder Gas den Verbrauch möglichst senken, zum Beispiel durch eine bessere Gebäudedämmung. Denn bei jeder Kilowattstunde, die ich nicht brauche, muss ich mir keine Sorgen machen, wo sie herkommt und was sie kostet. Außerdem sollte das System möglichst effizient arbeiten, etwa durch einen hydraulischen Abgleich und die richtige Einstellung der Heizung. Was die Technik angeht, gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Eine Modernisierung auf neueste Brennwerttechnik bringt eine Verbesserung bis zu 20 Prozent im Vergleich zu einem veralteten Kessel. Auch kann man eine bestehende Öl-Brennwertheizung mit erneuerbaren Energien zu einem hybriden System erweitern: Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach in Verbindung mit einem Pufferspeicher mit Heizstab etwa. Dieser erwärmt das Wasser, zusätzlich kann man den Strom vom Dach nutzen und auch ins Netzeinspeisen. Die Ölheizung wird dann bei Bedarf zugeschaltet.

 

Energieeffizienz

Wer sein Haus energetisch saniert, wird staatlich gefördert. Insbesondere unterstützt der Staat viele Maßnahmen an Gebäuden, die die Energieeffizienz verbessern. Auch die Planung und Begleitung durch Energieexperten wird bezuschusst. Einen Überblick gibt es unter www.bafa.de. Zuschüsse und Kredite vergibt außerdem die KFW-Bank: www.kfw.de Ein hydraulischer Abgleich stimmt die Heizungen in einem Gebäude aufeinander ab. Ziel ist, dass die Wärme überall in gleichem Maße ankommt. Das macht das System effizient und spart bis zu 20 Prozent an Energie- und Heizkosten ein. Der hydraulische Abgleicht wird von Fachkräften durchgeführt, zum Beispiel Anlagenmechaniker für Heizungstechnik oder Zentralheizungsbauer.

Ein hydraulischer Abgleich stimmt die Heizungen in einem Gebäude aufeinander ab. Ziel ist, dass die Wärme überall in gleichem Maße ankommt. Das macht das System effizient und spart bis zu 20 Prozent an Energie- und Heizkosten ein. Der hydraulische Abgleicht wird von Fachkräften durchgeführt, zum Beispiel Anlagenmechaniker für Heizungstechnik oder Zentralheizungsbauer.

WAS GIBT ES DABEI ZU BERÜCKSICHTIGEN?

Es gibt zwar kein gesetzliches allgemeines Öl- oder Gasheizungsverbot, allerdings gibt es insbesondere Austauschpflichten, wenn die Heizung ein bestimmtes
Alter überschritten hat und weitere Ausnahmetatbestände nicht greifen. Der Gesetzgeber plant derzeit, dass der Neueinbau einer Heizung – sowohl im Bestand wie auch im Neubau – ab 2024 nur noch möglich sein soll, wenn die Heizung zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wird. Je nach Ausgestaltung des entsprechenden Gesetzes könnte das zumindest in den nächsten Jahren im Falle des Einbaus einer neuen Öl- und Erdgasheizung eine hohe und oftmals nicht zu erreichende Anforderung sein.

WAS KANN ICH SELBST TUN, BIS DER HANDWERKER KOMMT?

Ich kann mein eigenes Verhalten hinterfragen und ändern. Es spart sechs Prozent Energie, wenn ich die Raumtemperatur um ein Grad reduziere. Auch nachts sollte man die Raumtemperatur absenken. Ein hydraulischer Abgleich ist sehr effektiv, zusätzlich helfen programmierbare Thermostate in den einzelnen Räumen Energie zu sparen. Auch sollte man immer wieder einmal einen Blick auf den Ölfüllstand oder Gaszähler werfen, um so den eigenen Verbrauch im Blick zu behalten. Smarte Füllstandmesser wie der Oilfox können hier unterstützen.

WELCHE PERSPEKTIVE HABEN ÖL- ODER GASHEIZUNGEN?

Die Herausforderung liegt nicht in der Technologie, sondern in der Art des Energieträgers. Denn die klimarelevanten Emissionen kommen aus den fossilen Brennstoffen und aus Strom, der nicht regenerativ erzeugt wird. Mit einem erneuerbaren, klimaneutralen flüssigen Brennstoff oder Gas kann man auch eine Öl- oder Gasheizung umweltfreundlich betreiben. Man kann zudem verschiedene Wärme-Erzeugungsformen in einer Hybridheizung kombinieren. Wie vorhin beschrieben gilt es, den Verbrauch zu reduzieren und die Effizienz des Systems zu verbessern. Millionen an Bestandsheizungen könnten auf diese Weise klimaschonender bzw. CO2-neutral weiterlaufen. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass der Einsatz von erneuerbaren, CO2-armen bzw. CO2-neutralen flüssigen Brennstoffen und Gasen in der Gesetzgebung zum Wärmemarkt als eine gleichberechtigte Erfüllungsoption behandelt wird.

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