Grünes Heizöl oder Future Fuels

Im Gebäudesektor eine Option zum Erreichen der Klimaziele
Text Silke Teltscher
Fotos Präg

Die Energiewende ist in aller Munde und die Ziele für Deutschland sind festgelegt: bis 2030 65 Prozent weniger Treibhausgase im Vergleich zu 1990. Und 2045 wollen wir klimaneutral sein. Schnelles Handeln ist gefragt und wir sind überzeugt: Flüssige, zunehmend CO2 neutrale Energieträger (sog. Future Fuels), werden im Verkehr und im Gebäudebereich für das Erreichen der Ziele eine wichtige Rolle spielen müssen. Dazu braucht es aber die richtigen regulatorischen Rahmenbedingungen.

Future Fuels - Was heisst das eigentlich? 

Future Fuels ist der Oberbegriff für weitgehend CO2-neutrale Brenn- und Kraftstoffe, wie Biofuels und E-Fuels. Schon heute gibt es Biofuels bzw. flüssige Biobrennstoffe, die den fossilen Heizölen beigemischt werden können und so den fossilen Anteil im herkömmlichen Heizöl reduzieren: Als flüssige Biobrennstoffe der ersten Generation werden dabei insbesondere die bezeichnet, die auf Basis von Pflanzenölen – wie zum Beispiel Rapsöl – hergestellt werden. Sie haben den Nachteil, dass sie mit der Erzeugung von Nahrungsmitteln in Konkurrenz stehen. Flüssige Biobrennstoffe der zweiten Generation werden aus Restund Abfallstoffen wie Altfett gewonnen und können ebenfalls fossilem Heizöl beigemischt werden. Auch diese Biobrennstoffe werden zunehmend produziert und eingesetzt.

Aufgrund des absehbar großen Bedarfs werden zudem E-Fuels als eine weitere Variante benötigt: Sie werden zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen und auf Basis von Ökostrom synthetisch hergestellt. Per Elektrolyse wird Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Der Wasserstoff kann dann durch Zugabe von CO2 zu synthetischen Brennund Kraftstoffen weiterverarbeitet werden. Die Vorteile sind: In sonnen- bzw. windreichen Regionen kann der Solar- bzw. Windstrom für die Elektrolyse genutzt und die E-Fuels können dort deutlich günstiger als bei uns erzeugt werden. Als „verflüssigter Strom“ sind sie gut speicherbar und die bestehende Infrastruktur, wie beispielsweise Tanks zum Lagern und Pipelines zum Transport, kann weiter genutzt werden.

Die Ölheizung - ein wichtiger Beitrag für unsere Klimaziele 

Dass solche Future Fuels auch im Gebäudebereich wichtige Beiträge zum Klimaschutz leisten können und müssen, verdeutlichen schon allein folgende Fakten: Betrachtet man den Gebäudebestand in Deutschland, sind derzeit etwa 5,5 Millionen Ölheizungen installiert. Aktuell beträgt die Heizungssanierungsrate pro Jahr drei Prozent. Allein diese Zahl macht deutlich, dass es ohne den Einsatz von klimaneutralen flüssigen Brennstoffen nicht gelingen wird, die ambitionierten Ziele für 2030 zu erreichen. Zudem sind 70 Prozent der Ölheizungen in Gebäuden verbaut, die vor 1978 errichtet wurden. Also oft in Altbauten mit sehr hohen Heizlasten. In diesem Bereich bleiben bei vielen flüssige Brennstoffe die erste Wahl, wenn kein Anschluss an das Gasnetz möglich ist. Lösungen mit Wärmepumpen, die es erfordern würden, das Heizsystem komplett umzurüsten, wären sehr kostspielig.

„Flüssige Brennstoffe sind in solchen Gebäudetypen mit hoher Heizlast also weiterhin wichtig. Diese müssen aber zunehmend ̦grüner´ werden“, so Adrian Willig, Geschäftsführer des Instituts für Wärme und Mobilität (IWO). „Auch solche Gebäudetypen können mit einer Ölheizung dann die Klimaziele erreichen“, meint er. „Durch Effizienzmaßnahmen wie Gebäudedämmung und Heizungsmodernisierung und durch die Einbindung erneuerbarer Energie in Form von Hybridheizungen kann der Brennstoff bedarf bereits deutlich reduziert werden. Die verbleibenden Mengen werden dann zunehmend von Future Fuels abgedeckt, die das fossile Heizöl ersetzen.“ Wie das funktionieren kann, zeigen bereits zahlreiche Modellvorhaben (siehe Kasten).

Das Innovationshaus Wolfhagen

Ein Modellobjekt der IWO zeigt, dass ölbeheizte Häuser die Klimaziele durchaus erreichen können. Dabei kommt auch treibhausgasreduziertes Heizöl zum Einsatz, eine Mischung aus einem modernen Biobrennstoff , der auf Rest- und Abfallstoffen basiert, und schwefelarmem Heizöl. Die Biokomponente schafft eine CO2-Reduktion von 80 Prozent und wurde hier in den vergangenen zwei Jahren in unterschiedlichen Beimischungsverhältnissen von bis zu 77 Prozent erfolgreich erprobt.

Regulatorische Rahmenbedingungen notwendig 

Damit ausreichende Mengen klimaschonender Brennstoffe zur Wärmeerzeugung bereitstehen können und bezahlbar sind, braucht es aber noch die richtigen regulatorischen Rahmenbedingungen seitens der Politik. Verbände wie das IWO fordern derzeit die Politik auf, Besitzer einer Ölheizung in Deutschland nicht aus dem Blick zu verlieren. Für die Energiewende seien Lösungen notwendig, die die in den Haushalten installierten Heizsysteme nutzen, um die Emissionen bei der Wärmeerzeugung zu reduzieren. Dafür brauche es eine in sich stimmige Gesetzgebung, welche die Klimabilanz aller Systeme – auch für Ölheizungen – voranbringt. Am Ende zählt doch: Wir müssen unsere Klimaziele erreichen und wenn Future Fuels eine für den Verbraucher wirtschaftlich sinnvollere Alternative sind, die Emissionsmenge im Altbestand zu reduzieren, sollten wir mit dieser Option schnell starten.

Fragen zum Thema

Der Blog www.futurefuels.blog informiert umfassend über den Stand der Forschung in Sachen synthetische Brenn- und Kraftstoffe!

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