„Beim Ziel sind wir uns einig: Die CO2-Emissionen müssen runter. Nur sollten wir auf dem Weg dahin offen bleiben für verschiedene Technologien. Alles, was hilft CO2 zu vermeiden, muss eine Chance bekommen."
eFuels: Klimakraftstoffe der Zukunft

Die Politik setzt für das Erreichen ihrer Klimaziele vor allem auf Elektromobilität und den Einbau von Wärmepumpen. Mittlerweile gibt es rund eine Million E- oder Hybridfahrzeuge auf Deutschlands Straßen und auch rund eine Million Wärmepumpen. Dem gegenüber stehen 46 Millionen Pkws mit Verbrennungsmotor, die heute und in den kommenden Jahren noch unterwegs sein werden. Dazu kommen über fünf Millionen Öl- und über 13 Millionen Gasheizungen, die in Bestandsgebäuden für Wärme sorgen. Für diese Fahrzeuge und Heizungsanlagen brauchen wir eine Lösung.
Expertinnen und Experten betonen deshalb die Bedeutung der sogenannten eFuels. eFuels sind Kraftund Brennstoffe, die mithilfe von Strom klimaneutral hergestellt werden. Dafür benötigt man Wasser, erneuerbaren Strom und CO2. Zunächst wird durch Elektrolyse aus Wasser Wasserstoff gewonnen. Anschließend verbinden sich in weiteren Verfahren Wasserstoff und CO2 aus der Atmosphäre zu einem Energieträger – dem eFuel. Der für alle Schritte benötigte trom kommt aus Wind- oder Sonnenkraft. So fällt kein zusätzliches CO2 an.
Weil eFuels die gleichen Eigenschaften wie Kerosin, Benzin, Diesel oder Heizöl aufweisen, könnten sie diese in Verbrennerfahrzeugen, Öl- und Gasheizungen vollständig ersetzen. Klingt genial? Warum fahren oder heizen wir dann nicht längst mit solchen grünen Brennstoffen? Ralf Diemer, Geschäftsführer der eFuel Alliance, erklärt, warum es die eFuels schwer haben.

HERR DIEMER, EFUELS HABEN EIN GROSSES POTENZIAL FÜR KLIMAFREUNDLICHE MOBILITÄT UND WÄRME. UNTERSCHÄTZT DIE POLITIK DIE BEDEUTUNG VON EFUELS FÜR DIE ENERGIEWENDE?
Im Juni hat sich eine Mehrheit der europäischen Gesetzgeber für eine reine Elektrifzierungsstrategie im Straßenverkehr ausgesprochen. Geht es nach dem EU-Parlament, werden konventionelle Pkws und Transporter ab 2035 verboten. Die EU ist also gegen einen Technologiemix im Straßenverkehr, der neben E-Mobilität weitere klimafreundliche Optionen ermöglicht.
WELCHE ENTSCHEIDUNGSGRUNDLAGEN GAB ES FÜR DIESE ABSTIMMUNG?
Bei Autos und Heizungen wird bewertet, wie klimafreundlich die eingebaute Technik ist. Die Einhaltung der CO2-Grenzwerte wird für Fahrzeuge am Auspuff gemessen und nicht über die gesamte Wertschöpfungskette eines Fahrzeugs hinweg betrachtet. Beim Fahren mit eFuels findet zwar ein Verbrennungsprozess statt, aber das dabei freigesetzte CO2 wurde im Herstellungsprozess aus der Atmosphäre entnommen. Es entsteht also kein zusätzliches CO2. Damit ist ein mit eFuels betanktes Fahrzeug mindestens klimaneutral und sogar klimafreundlicher als ein mit Kohlestrom betanktes E-Auto. Gleiches gilt für das Heizen. Wenn ich in meiner Ölheizung klimaneutrale eFuels verbrenne, dann trage ich auch dazu bei, CO2 zu reduzieren. Im Juni stimmte die EU aber auch dagegen ab, CO2-Einsparungen durch nachhaltige, erneuerbare Kraftstoffe für Neuwagen anzurechnen. Dies nimmt den Verbraucherinnen und Verbrauchern künftig eine klimafreundliche Alternative zu mit fossilen Brennstoffen betriebenen Autos.

Das e steht für electric, da für die Herstellung von eFuels Strom benötigt wird.
DABEI WÄREN EFUELS EINE SINNVOLLE ERGÄNZUNG ZUR ELEKTRIFIZIERUNG?
Genau. Über das Ziel sind wir uns einig: Wir müssen CO2 reduzieren. Dabei sollte jede Technologie, die einen Beitrag leistet, berücksichtigt werden. Dort, wo es technisch und wirtschaftlich Sinn macht, sind E-Autos oder Wärmepumpen wichtig und richtig für die Klimawende. Doch wir bezweifeln, dass es mit dieser einen Technologie für alle Anwendungen getan ist. Mit eFuels können gut erhaltene konventionelle Autos und Heizungen außerdem noch viele Jahre weitergenutzt werden.
Quelle: www.efuel-alliance.eu/de/efuels/kosten-ausblick
OFT HEISST ES, EFUELS SEIEN ZU TEUER ODER UNWIRTSCHAFTLICH. STIMMT DAS?
Teuer sind eFuels deswegen, weil es bisher nur kleine Mengen aus Testanlagen gibt. Durch Produktion in Großanlagen würden die Preise sinken. Wir gehen davon aus, dass die Produktionskosten im Jahr 2050 zwischen 0,70 Euro und 1,33 Euro pro Liter liegen könnten. Das Argument der Unwirtschaftlichkeit kommt daher, dass der Herstellungsprozess von eFuels sehr viel erneuerbaren Strom benötigt. Deshalb ist es sinnvoll, eFuels dort herzustellen, wo es Wind oder Sonne im Überfluss gibt – wie in Südamerika oder Afrika.

GIBT ES SCHON ANSÄTZE ZUR PRODUKTION IM GROSSEN STIL?
Porsche und Siemens haben letztes Jahr im Süden Chiles die erste kommerzielle eFuels-Anlage errichtet, die Windstrom für die Elektrolyse nutzt. Dieses Jahr sollen 130.000 Liter eFuels produziert werden, 2026 sogar eine halbe Milliarde. Mit existierenden Tankschiffen könnten die Kraftstoffe nach Europa kommen, ähnlich wie die bisherige Logistik im Erdölmarkt.
WELCHE GESETZLICHEN ÄNDERUNGEN WÜRDEN JETZT NOCH HELFEN?
Das Ende des Verbrennungsmotors ist zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch keine beschlossene Sache. Der Umweltrat ist derzeit mit der Überarbeitung der Verordnung beschäftigt – eine allgemeine Ausrichtung steht noch aus. Auch liegt es nun an den nationalen Regierungen im Europäischen Rat, die europäische Mobilität zukunftssicher zu machen und entsprechend breit aufzustellen. Dafür muss dringend anerkannt werden, welchen Beitrag eFuels zur Energiewende im Pkw-Sektor leisten können.
Die eFuel Alliance ist eine Interessengemeinschaft aus Unternehmen und Instituten verschiedener Branchen. Sie setzt sich für den industriellen Ausbau und die Förderung der weltweiten Produktion und Anwendung von eFuels in verschiedenen Sektoren ein. Im Dialog mit der Politik wirbt sie für Akzeptanz der eFuels als bedeutenden Beitrag für nachhaltigen Klimaschutz. Präg ist Mitglied der eFuel Alliance.
Mehr Infos unter www.efuel-alliance.eu