Auf leisen Reifen

Der Schrecken steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Zwei Wanderer kämpfen sich gemächlich den Anstieg zur Schloßbergalm in Eisenberg im Ostallgäu hinauf, ohne bemerkt zu haben, dass wir ihnen mit dem Elektroauto förmlich an den Fersen kleben. Erst als sich das Paar zufällig umdreht, bemerkt es uns. Ohne Motorengeräusche und gerade bei Schrittgeschwindigkeit kommen wir mit dem Renault Zoe, mit dem wir an diesem Tag eine Probefahrt unternehmen, wahrlich auf leisen Reifen angeschlichen. Ein klares Plus für die Ohren. Aber für die Sicherheit?
An einem sonnigen Herbsttag starten wir, ein Team aus zwei "vivo!-Redakteuren", unsere Tour in Kempten. Die Stopps an roten Ampeln nehmen wir gelassen – das gute Gefühl macht sich breit, dass unser Auto beim Warten keine Schadstoff e ausstößt und zudem dank PRÄG-Ökostrom CO2-neutral unterwegs ist. Dass beim Anfahren kein Motor aufheult, sondern das Auto scheinbar wie von einer unsichtbaren Schnur vorwärts gezogen wird, verstärkt den Eindruck, sich in einem futuristischen Fortbewegungsmittel zu befinden. Ebenso wie Systemtöne und Innenausstattung.

ÜBERHOLEN UNS DIE SCHNECKEN?
Auf der Schnellstraße wollen wir das E-Auto auf Beschleunigung und Geschwindigkeit testen. Doch bei 90 Kilometern pro Stunde drosselt uns der Wagen und will nicht schneller fahren. „Soll das schon alles gewesen sein?“, fragen wir uns verwundert. Wohl kaum. Innerhalb der Stadt haben wir lediglich nicht bemerkt, dass der Eco-Modus eingestellt ist. Deaktiviert man ihn, zieht der Kleinwagen auch schon mit erstaunlichem Karacho von dannen. Auch nach einer Stunde Fahrt müssen wir uns noch keine Sorgen um die Reichweite machen. Trotzdem stellen wir uns die Frage, was denn wäre, sollten wir tatsächlich auf eine Ladestation angewiesen sein. Herkömmliche Tankstellen finden sich problemlos in jeder größeren Ortschaft. Mit der E-Ladestation ist es nicht so einfach. Gerade auf dem Land ist die Ladesäulendichte gering. Wozu aber sind wir mit einem futuristischen Auto unterwegs? Wir beschließen, im Elektroauto selbst nach einer Antwort zu suchen und werden schnell im eingebauten Navigationssystem fündig. Dort kann man unter „Fahrtziel“ nach Ladestationen suchen. Entweder sortiert nach der geringsten Entfernung vom aktuellen Standort aus oder in einer bestimmten Stadt.
Einen Haken gibt es trotzdem, denn nicht alle der gut 16 700 verfügbaren Ladestationen in Deutschland werden dort angezeigt. Deshalb ist es empfehlenswert, noch eine App zurate zu ziehen. Um nur wenige zu nennen: Lemnet ist eine der größten Datenbanken auf der Suche nach einer Ladesäule, Plugsurfing.com zeigt die nächste freie Ladestelle an, während goingelectric.de auf den richtigen Anschluss für das eigene Fahrzeug bedacht ist. Außerdem ist die Webseite ladeatlas.elektromobili-taet-bayern.de empfehlenswert.
Etwas stört uns beim Laden: Jeder benötigt sein eigenes Ladekabel, da an den Ladesäulen selbst aufgrund von Vandalismus keine Kabel angebracht sind. Besonders schwierig wird das Laden dann, wenn der Kofferraum voll ist und die Energie nicht mehr bis nach Hause reicht. Das Auto muss geladen werden. Und das Kabel? Liegt zuunterst im Kofferraum. Aber auch das Laden an sich dauert. Zwar sind etwa die Hälfte der erwerblichen E-Autos schnelladefähig und somit zu Ladungen mit 50 kW und mehr fähig, was die Ladezeit deutlich verkürzt. Doch unser Testauto zählt nicht dazu. Für Wechselstromladungen ab 3,7 kW sind Mennekes Typ 2 Stecker gängig. Der CCS/Combo 2 Stecker eignet sich für das besonders schnelle Aufladen der Batterie mit 50 kW. Konkret bedeutet das für den Renault Zoe, dass wir beim Laden etwa eine Stunde warten müssen, möchten wir auf eine Reichweite von circa 100 Kilometern kommen. Beim Stadtbummel kein Problem, auf der Autobahn hingegen nervenaufreibend.
Und das ist nicht die einzige Schwierigkeit beim Laden. Denn meist freut man sich vergeblich über die gefundene Station, passt doch oft die Ladekarte nicht. Insgesamt sind nämlich hunderte unterschiedlicher Ladekarten auf dem Markt. PRÄG hat deswegen einen Schritt weiter gedacht und bei seinen Ladesäulen die Bezahlung per Kreditkarte ermöglicht.
Egal ob für zu Hause, die Firma, für den Kundenparkplatz oder für einen öffentlichen Platz – wir haben die passende Lösung.
Mehr erfahrenZuletzt möchten wir noch testen, wie bergtauglich das Elektroauto ist. Immerhin ist die Meinung weit verbreitet, man komme mit elektrischem Antrieb nicht weit, sobald das Gelände steil werde. Eine Meinung, die wir nach unserem Abstecher auf die Schloßbergalm nicht teilen. Zwar nimmt die Reichweite unseres E-Autos bergauf deutlich ab, doch gewinnen wir bergab beim Bremsen einiges an Energie zurück.
SO VERHÄLT SICH DIE REICHWEITE
Generell entwickelt sich die Reichweite während der Fahrt positiv. Sie sinkt deutlich langsamer ab, als wir in Wirklichkeit an Kilometern zurücklegen. Am Ende unserer Probefahrt kommen wir nämlich auf ein Ergebnis von 100 tatsächlich gefahrenen Kilometern, die Reichweite unseres Renault Zoe hat allerdings nur um 70 Kilometer abgenommen. Darauf verlassen sollte man sich allerdings nicht, denn die Reichweite hängt immer von Gelände und gefahrener Geschwindigkeit ab. Gerade auf der Autobahn kann sie schnell abfallen. Der Renault Zoe kann beispielsweise in der Stadt auf maximal 300 Kilometer Reichweite kommen, auf der Autobahn hingegen sind es nur noch 200 Kilometer. Das heißt, mit diesem Fahrzeug braucht man noch viel Zeit, um lange Strecken zurücklegen zu können.
Unser Fazit: Mit dem Elektroauto zu fahren macht Spaß. Für kurze Strecken zur Arbeit und zum Einkaufen ist der von uns getestete Renault Zoe ideal. Um ein reines Umweltgewissen haben zu können, sollte man aber mit Ökostrom laden. Bei Langstrecken über 200 Kilometer kann die Devise nur lauten, einen zeitlichen Puffer einzuplanen und seine Reise in Sachen Ladezeiten und Zahlart vorzuplanen. Nützliche Helfer sind dabei die genannten Portale und Lade-Apps.